Seiten

22. Mai 2011

Dienstag, 17. Mai. Anreise.

Der Tag wird lang und länger. Durch die Zeitverschiebung hat er am Ende 31 Stunden. In Miami (Florida) ein längerer Aufenthalt. Am meisten beeindruckt hat mich eine Fotoausstellung in der Wartehalle des Flughafens dieser interkulturellen Stadt. 100 hervorragende Fotoportraits von Einwohnern Miamis mit lateinamerikanischem Hintergrund, jeweils mit Namen und einem Satz, in dem sie ihre Lebensüberzeugungen, Werte oder Gefühle beschreiben, die sie als "Hispaniolas" in dieser Stadt zu leben versuchen.
Der Anflug auf die Insel Jamaika zeigt wunderschöne Lichtbilder von Ortschaften und kleinen Inseln oder Halbinseln. Der Empfang durch die Grenzbeamten ist sehr freundlich.
Der Transport zum Universitätscampus zieht sich zeitlich hin. Auch dort ist die Organisation der Zimmerverteilung eine Geduldsprobe. Das setzt sich in den kommenden Tagen fort. Alles geht etwas langsamer als es könnte. Die Warteschlangen, vor allem bei den Mahlzeiten, machen aber den Kontakt zu den vielen noch Unbekannten Teilnehmerinnen und Teilnehmern sehr leicht. Man "leidet" gemeinsam und kommt ins Gespräch. Ich nehme schon wahr, dass es einen Kreis von erfahrenen Konferenzteilnehmern gibt, die sich um den Arm fallen und erinnern, bei welcher ökumenischen Konferenz sie sich schon mal begegnet sind, aber auch TeilnehmerInnen, die wie ich zum allerersten Mal auf so einer weltumfassenden Begegnung sind. Eindrucksvoll, wie unterschiedlich sie in ihrer Art sind, ihre Kirche, ihren Glauben, ihr Engagement darzustellen.

Teil des Rex Nettleford-Wohnheims
Mittwoch, 18. Mai. Gut geschlafen im Studentenwohnheim "Rex Nettleford", benannt nach einem Vizerektor der Universität, der sehr beliebt war und nach dessen Tod dieses "Viertel" mit dreistöckigen Wohnheimhäusern seinen Namen bekam. Der Zeitplan ist knapp, um 7 Uhr Frühstück, um 8.15 soll schon die Orientierungsveranstaltung sein für die Besuche bei lokalen Einrichtungen in Kingston, die einen ersten Eindruck von der Lebenswirklichkeit in diesem Land vermitteln sollen. Vorher muss ich mich noch registrieren an einem Ort, der nicht leicht zu finden ist auf dem großen Universitätscampus, bekomme dort Essenmarken, Unterlagen, eine Tasche und vielleicht am wichtigsten, eine Wasserflasche, die zur ständigen Begleiterin wird und immer wieder aufgefüllt werden muss. Die Schlange beim Frühstück zeigt bald, dass es völlig unrealistisch ist, das Morgenprogramm zu schaffen. Also bleibt als erstes Eintauchen das in das Leben auf dem Universitätscampus, das Wahrnehmen dessen, was anders oder gleich ist wie anderswo. Was schon gestern abend auffiel, war der Eindruck des starken Sicherheitsapparates. Das Campus-Gelände ist eingezäunt mit hohen Drahtzäunen, darüber Stacheldraht wie bei einem Gefangenenlager. Die Zahl der Wachleute ist an manchen Stellen höher als die der Studierenden (allerdings sind gerade Ferien nach Zwischenexamina, und daher nur wenige Studierende auf dem Campus. Das ermöglicht auch die Nutzung der Wohnheime für die Konferenzteilnehmer). Es gibt eine eigene Campus-Polizei mit eigenen Polizeiautos. Ein Haufen Männer läuft herum mit Handschellen am Gürtel, merkwürdig für eine Universität. Ich versuche als erstes, mich räumlich zu orientieren. Der Lageplan, den wir alle bekommen haben, ist nur zur ganz groben Orientierung hilfreich. Also viel fragen und um Hilfe bitten. Manchmal wird man von Pontius zu Pilatus geschickt, aber immer freundlich und bemüht. Auch die Frauen an den Verkaufsständen für Süßigkeiten, die überall zu finden sind, helfen mit Tips. Am dringendsten möchte ich wissen, wie der Raum zu finden ist, in dem "mein" Workshop stattfinden soll. Als ich ihn gefunden habe, ist er leider verschlossen, aber durch die Fenster hindurch sehe ich, dass es kein Hörsaal mit festen Stuhlreihen ist, sondern ein Seminarraum mit beweglichen Stühlen – das brauche ich.
In der "Assembly hall", der Aula der Universität, finden die Anmeldeprozeduren statt, und dort treffe ich auch Michael Held, der mit einem befreundeten Paar aus Bad Hersfeld zusammen angereist ist. Er hat einen Stand dort aufgebaut. Die Lage dieses Standes ist optimal, weil alle Teilnehmer hierher zur Registrierung kommen und in der Regel eine Zeit warten müssen. Geiko Müller-Fahrenholz und Fernando Enns kommen gerade an den Stand und mit Michael ins Gespräch.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen