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24. Mai 2011

Montag, 23. Mai

Margareta Ingelstam und "Karl" und
andere, deren Namen ich nicht kenne
Beim Frühstück sitze ich Lisa Schirch von der Eastern Mennonite University gegenüber. Sie ist dort "Professor of Peacebuilding" und fragt mich, wie so viele hier, aus welcher Kirche ich komme. Ich versuche ihr bei meiner Antwort das System der evangelischen Landeskirchen in Deutschland zu erklären, was bei meinen bescheidenen aktiven englischen Sprachkenntnissen kaum gelingt. Zum Glück windet sich hinter uns die Schlange der Wartenden, darin etliche Deutsche. Mein Hilferuf verhallt nicht unerhört: Barbara Rudolph macht spontan ein Kurzreferat in sehr gutem Englisch über Geschichte und Gegenwart der Struktur der evangelischen Kirchen in Deutschland. Lisa Schirch und ich sind beeindruckt. Tagesthema ist heute "Friede zwischen den Völkern", wo Lisa auf dem Podium sitzt. Die Bibelgruppe, die sich wieder unter dem Baum trifft, hat einen schwierigen Text: Epheser 2, 11-22. Aber einige Gedanken aus der Gruppe beschäftigen mich weiter: "Einheit" (egal ob zwischen den Konfessionen oder anderen Teilgruppen) ist auch abschließend, zieht eine Grenze. Und das Zitat von Bonhoeffer, das Konrad Raiser uns mitgibt: "es gibt keinen Weg zum Frieden auf dem Weg der Sicherheit." Beim Mittagessen dann endlich ein Gespräch mit Margareta Ingelstam aus Schweden über die dortigen Pläne, die Idee Schalomdiakonat umzusetzen. Sie wollen sich auf ein Land konzentrieren, vermutlich Sudan. Margareta fragt mich, ob ich den Mann gekannt habe, der für mich den Kontakt zu ihr hergestellt hat. Ja, ich hatte gestern mit ihm beim Mittagessen in der Schlange gestanden, wir haben einige Scherze gemacht, aber auch sehr Ernsthaftes besprochen. Er hat sich mit seinem Vornamen Karl vorgestellt. Margareta erklärt mir, dass es der (leider nicht mehr im Amt befindliche) Erzbischof der Kirche von Schweden ist. Das ist typisch für dieses Treffen: von Ausnahmen abgesehen (ich sehe da vor allem die Orthodoxen), spielen Hierarchien im unmittelbaren Kontakt überhaupt keine Rolle. Der Workshop, für den ich mich am Nachmittag entschieden habe, ist inhaltlich sehr gut, aber ein von einem Amerikaner so schnell und für mich unverständlich vorgetragenes Referat, dass ich nach 10 Minuten wieder gehe und froh bin, den Text als Fotokopie bekommen zu haben. Ich lese ihn draußen auf einer Bank, bis der "Hausfotograf" des Weltkirchenrats sich zu mir setzt und mir von seinen jahrzehntelangen Erfahrungen mit ökumenischen Weltversammlungen erzählt. Seine Fotos sind auf der Webseite http://gewaltueberwinden.org/de zu sehen.

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